Um den 25. Januar beginne ich mit dem Anschleifen der Samen und dem Vorkeimen in kleinen Beuteln mit Wasser.
Ab 30. Januar habe ich bereits in Töpfe ausgepflanzt und die Fensterbänke belagert.
Und ab 15. Februar erfreuten mich bereits die ersten Blätter meiner neuen Cannageneration.
Die Aufzucht von Cannas aus Samen
Die Aufzucht der Cannas aus Samen ist nicht so schwierig, wie behauptet wird.
Bei Samen, welche aus geschlechtlicher Vermehrung hervorgehen, handelt es sich meist nicht um reinerbige
Abkömmlinge. Dies ist nur der Fall, wenn über mindestens fünf Generationen (bei unseren Wachstumsbedingungen
also über fünf Jahre) die Pflanzen nur mit sich selber, künstlich bestäubt sind.
(Somit als Inzuchtprodukt gilt)
Bei der Vermehrung durch Teilung der Rhizome, also der ungeschlechtlichen Vermehrung, erhält man dagegen
immer eine genetisch gleiche Pflanze. (Siehe Vermehrung durch Teilung)
Ich persönlich habe immer sehr viel Freude, meine Schönheiten aus Samen zu ziehen.
Vor allem, weil es für mich unheimlich beeindruckend ist, zu sehen, wie in einem Jahr aus einem
Samenkorn eine blühende, z. T. zwei Meter hohe Pflanze erwächst.
Dass die Sämlinge im ersten Jahr zur Blüte kommen, möchte ich ganz speziell betonen,
denn es wird oft behauptet, die Aufzucht lohne sich nicht wegen der fehlenden Blüte.
(Ich möchte aber dazu sagen, dass dies bei einem schlechten Sommer, wenigen Sonnenstunden
oder zu spätem Aufzuchttermin durchaus vorkommen kann)
Erste Schritte und Planung
Aus meinem Samenbestand, teils eigene Zucht, aber auch Zukäufe anderer Cannazüchter,
nehme ich die Menge an Samen heraus, die ich als Jungpflanzen für dieses Jahr erhalten möchte,
immer mit ca. 25 % Mehranteil. Es kommt schon vor, dass trotz bester Vorbereitung,
manche Samen keinen Keim ansetzen.
Wie bereite ich die Samen vor?
Es geht darum, die harte Schale zu “knacken“ und so etwas wie Geburtshilfe zu leisten.
Ohne diese Hilfestellung würden die Samen Monate brauchen, um einen Keim durch
die Schale zu schieben. Ich nehme dazu ein handelsübliches Schleifpapier mit 100er-Körnung
und eine kleine Zange, um die Fingerkuppen zu schonen.
Das „Knacken“ der Schale vollzieht sich natürlich nur sinnbildlich, sonst wäre das
Samenkorn ruiniert. Mithilfe des Schleifpapieres reduziere ich die Stärke der
Außenschale auf der dem Keim gegenüberliegenden Seite.
Diese Seite ist leicht zu erkennen, denn jeder Samen hat eine kleine Narbe, wo er
mit der Mutterpflanze verbunden war, um während des Wachstums versorgt zu werden.
Die Seite, die der Narbe gegenüberliegt, wird angeschliffen, da hinter der Narbe
der eigentliche Keim ruht und sonst zerstört wird. Ich schleife vorsichtig und mit wenig
Druck, bis ich etwas von dem weißen Kern erkennen kann. So, das war es auch schon.
Was geschieht nun?
Die so angeschliffenen Samen stecke ich jetzt in kleine Druckverschlussbeutel,
die mit der Sorte beschriftet sind und fülle Wasser hinzu.
Ich habe festgestellt, dass zu hartes Leitungswasser, wie hier in München, nicht so gut ist,
und habe Versuche mit Regenwasser gemacht. Das hat gezeigt, dass die Samen
um 48 Stunden früher einen Keim zeigten als bei normalem Wasser. Ich habe mich
daraufhin umgestellt, und wenn ich kein Regenwasser aufgefangen habe, verwende ich
zwei Tage vorher abgekochtes Wasser, welches sich ausgeruht hat.
Ich verschließe die Druckverschlussbeutel und lege sie auf die Heizung,
um eine gleichmäßige lauwarme „Wohlfühltemperatur“ zu gewährleisten.
Ein Karton darunter verhindert, dass es zu warm wird. Nach 60 Stunden zeigen
sich die ersten Keimspitzen und nach 80 Stunden sind fast alle Samen vorgekeimt.
Nun bereite ich die ersten kleinen Tontöpfe vor (9 cm). Ich bin überzeugt, dass gerade
bei der Aufzucht aus Samen die Tontöpfe als Erstgefäß besser geeignet sind,
da sie die Feuchtigkeit speichern und nur langsam an die Erde abgeben,
während die Kunststofftöpfe bei mir erst beim Umpflanzen verwendet werden.
Ferner bereite ich mir etwas Quarzsand vor und natürlich Aufzuchterde. Aufzuchterde deshalb,
weil diese nicht gedüngt ist. Dünger würde die jungen Keimlinge „verbrennen“,
da noch kein ausreichendes Wurzelwerk besteht, um die Nährstoffe aufzunehmen.
Es haben sich auch die gepressten Kokosfasern als Anzuchterde bewährt.
Diese Briketts legt man nach Gebrauchsanleitung in Wasser und erhält ca. 8 Liter Erde.
Der Vorteil hierbei ist Luftdurchlässigkeit des Materials und dass wenig Wasser
gespeichert werden kann. Das verhindert Schimmelbildung. Dann fülle ich die Erde
in die Töpfe und mache in der Mitte mit einem Stab ein etwa 2 cm breites und
5 cm tiefes Loch, das ich zur Hälfte mit etwas Quarzsand fülle.
Auf dieses Sandbett setze ich nun das Samenkorn mit dem Keim nach oben gerichtet.
Dazu verwende ich eine einfache Pinzette, damit mir der Keim nicht verrutscht.
Ich fülle das mit dem Keim besetzte Loch nun mit Quarzsand auf.
Mir ist es jetzt ganz wichtig, dass ich die Etiketten mit der Bezeichnung der jeweiligen,
angedachten Sorte an den Rand stecke - man weiß ja nie, was passiert - und gieße vorsichtig an.
Die Töpfe kommen jetzt an einen hellen Fensterplatz, möglichst Süden und
wieder beginnt das erwartungsvolle Warten.
Nach 15 Tagen schiebt sich das erste
winzige Blatt heraus und dann geht das Wachstum rasant weiter.
(22. Februar) (1. März)
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